Gegenwart aus Tradition gestalten

Jüdische Frauenperspektiven



Sonnabend, 10. September, 20 Uhr und Sonntag, 11. September 2022, 10 bis 16 Uhr


Gohliser Schlösschen, Westarkade, Menckestraße 23, Eingang Poetenweg, 04155 Leipzig


Anschließend optionaler Stadtrundgang zur Leipziger Frauengeschichte mit der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft

Leipzig, Gohliser Schlösschen

Eine Veranstaltung von Bet Debora und dem Netzwerk Jüdisches Leben im Rahmen des Themenjahres 2022 „Leipzig – Freiraum für Bildung“, gefördert von der Stadt Leipzig durch das Dezernat Kultur

mit: Avigail Ben Dor Niv (Berlin), Rabbinerin Esther Jonas Märtin (Leipzig), Marion Kahnemann (Dresden), Svetlana Lavochkina (Leipzig), Barbara Pendzich (Wrocław), Dragana Stojanović (Belgrad), Malwina Tuchendler (Berlin), Svetlana Yakimenko (Moskau, z. Z. Israel)

Konzept, Organisation, Moderation: Lara Dämmig (Bet Debora), Nora Pester (Netzwerk jüdisches Leben)

Das Netzwerk Jüdisches Leben e.V. und Bet Debora laden Vertreterinnen des internationalen Netzwerkes von Bet Debora und der lokalen Zivilgesellschaft zu einer Veranstaltung ein. Anknüpfend an das historische Erbe der Frauenbewegung und von Jüdinnen in Leipzig möchten wir darüber diskutieren, wie Jüdinnen heute aktuelle Debatten und Entwicklungen mitgestalten, welchen Beitrag sie in Krisen und (bewaffneten) Konflikten für den Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft und der Gesellschaft leisten und mit welchen Ideen und Perspektiven sie eine moderne und diverse Stadtgesellschaft bereichern können.

Wir heißen alle interessierten Frauen und Männer herzlich willkommen!

– Der Eintritt ist frei –  

Zur Anmeldung (bis 5. September!)

Vorläufiges Programm

Sonnabend, 10. September 2022

  • 20 Uhr: Hawdala mit Avigail Ben Dor Niv (Rabbinatsstudentin, Berlin) im Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus, Hinrichsenstraße 14, 04105 Leipzig, anschließend geselliges Beisammensein. Frauen aus der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig werden ein kleines Buffet mit Leckereien anbieten (gegen Unkostenbeitrag)

Sonntag, 11. September 2022

  • 10 bis 11:30 Uhr: Jüdische Politik – Frauenpolitik – in Zeiten von Krisen und Kriegen
    Gesprächsrunde mit Svetlana Lavochkina (Leipzig), Dragana Stojanovic (Haver Serbia, Belgrad), Svetlana Yakimenko (Project Kesher, Moskau, jetzt Israel)
    (in Englisch)

  • 11:30 bis 12 Uhr: Kaffeepause

  • 12 bis 13 Uhr: Hinter dem Rücken der Zeit – Marion Kahnemann (Künstlerin, Dresden)
    Vorstellung ihres Kunstprojekts, entstanden 2011 nach einer Reise in die Ukraine auf Einladung jüdischer Studierender

  • 13 bis 14 Uhr: Mittagessen (vegan)
    Marokkanischer Kichererbseneintopf mit Baguette
    Ingwer-Karotten-Suppe mit Baguette
    6,80 € pro Portion

  • 14 bis 15:45 Uhr: Ein modernes Judentum gestalten – Jüdische Frauenperspektiven
    Grußwort: Rabbinerin Esther Jonas-Märtin (Beth Etz Chaim, Leipzig)
    anschließend Podiumsdiskussion mit Avigail Ben Dor Niv (Rabbinatsstudentin, Berlin), Marion Kahnemann (Künstlerin, Dresden), Barbara Pendzich (Historikerin, Wrocław), Malwina Tuchendler (Kulturwissenschaftlerin, Berlin)

  • 16 Uhr: Stadtrundgang zur Leipziger Frauengeschichte mit der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft

Vom 4. bis 11. September 2022 findet in Leipzig eine Festwoche zum 100. Weihejubiläum der zerstörten Ez-Chaim-Synagoge statt. Informationen zum Programm finden Sie hier.

Referentinnen:

Avigail Ben Dor Niv ist Rabbinatsstudentin am Abraham-Geiger-Kolleg und an der Theologischen Fakultät der Universität Potsdam. Geboren und aufgewachsen in Israel, studierte sie an der „säkularen Jeschiwa“ und erwarb später einen BA mit Auszeichnung in der talmudischen Abteilung der Universität Tel Aviv. In Tel Aviv unterrichtete sie Bibel am Gymnasium. Außerdem absolvierte sie die Sam Spiegel Filmschule in Jerusalem und schrieb TV-Szenarien und Artikel über Kunst. Sie ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin. 

Esther Jonas-Märtin, Rabbinerin, M.A., M.A., schloß ihr Studium der Germanistik, Religionswissenschaften, Jüdische Studien und Moderne Geschichte an den Universitäten Leipzig und Potsdam mit der Magisterarbeit zum Werk der jiddischen Lyrikerin Malka Li ab. Zunächst folgte die Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt über „Jüdische Frauen in Deutschland nach 1945 zwischen Religion und Politik“. Danach schloß sich ein Rabbinatsstudium an, das über Jerusalem nach L.A. führte. 2017 absolvierte sie an der Ziegler School of Rabbinic Studies den Master of Arts in Rabbinic Studies und erhielt ihre Smicha. 2018 initiierte sie das jüdische Lehrhaus „Beth Etz Chaim“ in Leipzig. Seit 1996 ist sie Referentin sowie Autorin zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themenbereichen Judentum, jüdischer Ethik und Philosophie, jüdischer Geschichte und Gender.

Marion Kahnemann lebt und arbeitet als Bildhauerin in Dresden. Sie studierte dort an der Kunsthochschule und bekam 1993 den Kunstförderpreis der Stadt. Seit 1988 beteiligte sie sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland u.a. in Dresden, Berlin, Sofia, Erfurt, Suhl, Chemnitz, St. Petersburg, Wroclaw, Kiew, Basel, Uppsala und Oakland, Kalifornien. Marion Kahnemann studierte 2000/01 in Paideia, dem Europäischen Institut für Jüdische Studien in Stockholm, wo sie sehr viele Anregungen erhielt. Mehrere ihrer Arbeiten befinden sich im öffentlichen Raum. 2001 schuf sie ein Denkmal für die Deportationen der Dresdner Juden am Bahnhof Neustadt in Dresden und 2007/09 Drei Denk-Orte,die sich mit der schrittweisen Ausgrenzung der Juden in der Stadt Dresden ab den 1930-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auseinandersetzen. www.mkahnemann.de

Svetlana Lavochkina wurde in Saporischschja/Zaporizzhia geboren. Nach ihrem Sprachenstudium in Horliwka (in der Nähe von Donezk) kehrte sie nach Zaporizzhia zurück und arbeitete als Lehrerin. Seit 1999 lebt sie in Deutschland. Sie ist Schriftstellerin und Englischlehrerin an der Freien Waldorfschule in Leipzig. Ihre Romane spielen hauptsächlich in der Ukraine, historisch sowie zeitgenössisch. Ihre Bücher schreibt sie primär in Englisch. Die deutsche Übersetzung ihres Debütromans „Puschkins Erben“ machte sie deutschlandweit bekannt. Ihr Roman „Die rote Herzogin“ über Zaporizzhia zu Zeiten Stalins erschien zwei Tage vor Ausbruch des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Seitdem ist Lavochkina zu einer der Sprecherinnen für die Ukraine in den deutschsprachigen Medien geworden. Sie ist Mitglied der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin, Schriftstellerin und Übersetzerin schreibt für die englischsprachige internationale Literaturzeitschrift LeipGlo. Lavochkina ist verheiratet und Mutter zweier Söhne.

Barbara Pendzich arbeitet als Dozentin für polnisch-jüdische Geschichte und in der Verwaltung am Taube Department für Jüdische Studien an der Universität Wrocław. Geboren und aufgewachsen in den USA als Kind von Emigrant:innen, studierte sie an der Georgetown University, Washington, D.C. Sie lebt seit 1991 in Polen mit ihrem Ehemann Adam, gebürtig aus Wrocław, dessen Mutter sel. A. den Holocaust überlebte, und ihren drei Kindern. 2016 organisierte sie die 8. Bet Debora Tagung europäischer Rabbinerinnen, Kantorinnen, jüdischer Aktivistinnen, Künstlerinnen und Gelehrter in Wrocław.

Dragana Stojanović engagiert sich bei Haver Srbija. Die NGO, gegründet 2013, fördert eine vielfältige und inklusive Gesellschaft in Serbien und möchte die serbische Gesellschaft mit jüdischer Kultur, Geschichte und Tradition bekannt machen und Jüdinnen und Juden ermutigen, ihre jüdische Identität durch Engagement zu stärken. Haver Srbija organisierte die 9. Bet Debora Tagung, die 2019 in Belgrad stattfand. Dragana Stojanović ist Dozentin für Kulturwissenschaft und Theorie von Kunst und Medien an der Fakultät für Medien und Kommunikation in Belgrad. Ihre Forschung kreist um Themen wie Memory Studies, Media Studies, Education Studies und Gender Studies.

Malwina Tuchendler studierte Kulturwissenschaften und Jüdische Studien an der Universität Wrocław (Polen). Sie ist Absolventin von Paideia – The European Institute of Jewish Studies in Stockholm. Sie erhielt ein Stipendium für die Scuola Holden in Turin (Italien), wo sie Techniken für experimentelle narrative Filme und darstellende Künste studierte. Einigen Jahren war sie in der Jüdischen Gemeinde in Wrocław und der Bente-Kahan-Stiftung als Pädagogin, Projektmanagerin und Übersetzerin tätig. Gegenwärtig lebt sie in Berlin, wo sie Dokumentarfilmprojekte und einen Podcast-Projekt entwickelt, das sich weiblichen jüdischen Perspektiven in Polen widmet.





Svetlana Yakimenko ist Gründerin von Project Kesher, der größten jüdischen Frauenorganisation in Russland, der Ukraine, Belarus, Moldau und Georgien sowie Mitbegründerin von Project Kesher Global. Project Kesher arbeitet zusammen mit 3.000 jüdischen Frauen in mehr als 160 Gemeinden und organisiert Programme zur Stärkung der jüdischen Identität und des jüdischen Lebens. Project Kesher ist ein Netzwerk von unabhängigen lokalen Organisationen in jedem Land. Svetlana Yakimenko ist heute als strategische Beraterin für Project Kesher Russland tätig und lebt in Russland und Israel.