3. Tagung

EINLADUNG

Dritte Tagung europäischer Rabbinerinnen, Gemeindepolitikerinnen, jüdischer

Aktivistinnen und Gelehrter

 

MACHT UND VERANTWORTUNG

aus jüdischen Frauenperspektiven

 

Berlin

22.-25. Mai 2003

20.-23. Ijar 5763

 

Das Thema „Macht“ ist seit jeher ein heikles für Jüdinnen und Juden in der Diaspora. De facto hatten sie nur sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten auf die nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaften. Zugleich mussten sie sich jedoch immer wieder Anwürfen erwehren, nach denen sie angeblich die bestehenden Machtstrukturen unterlaufen wollten, um eine eigene Weltmacht zu eta-

blieren. Tatsächlich ist jüdische Geschichte in Europa ein trauriges Zeugnis jahrhundertelanger Ohnmacht, was sich auch in der jüdischen Identität niedergeschlagen hat.

Aus einer jüdischen Frauenperspektive ist das Thema „Macht“ noch heikler. Ohnehin haben viele Frauen ein ambivalentes Verhältnis zur Macht, u.a. weil sie über Jahrhunderte von Machtpositionen im öffentlichen Leben mehr oder weniger ausgeschlossen waren (Ausnahmen bestätigen die Regel). Im Judentum kommt hinzu, dass Frauen, die Autorität und Einfluss beanspruchen, schnell als eine Bedrohung für die Tradition, wenn nicht gar als das „Ende des Judentums selbst“, empfunden werden. Judentum scheint in vielen Augen, nicht ohne die althergebrachten patriarchalen Bilder zu funktionieren.

Positiv verstandene „Macht“ setzt jedoch zu allererst die Bereitschaft voraus, Verantwortung zu übernehmen. Jüdinnen und Juden, die sich für ein Leben in Europa entschieden haben, stehen heute vor der Herausforderung, ihrer ererbten jüdischen Tradition einen Weg in die Zukunft zu ebnen. Dies ist nur möglich, wenn sie das Judentum – sowohl in bezug auf die innerjüdischen Probleme als auch in bezug auf die allgemeinen Fragen der Zeit – mitgestalten. Um diese Verantwortung verwirklichen zu können, müssen sie sich auch zu einer positiv verstandenen Macht befähigen.

Lara Dämmig und Elisa Klapheck

 

THEMEN

 

_Wie verhält sich die jüdische Tradition zum Thema „Frauen und Macht“? Was sagt die Bibel hierzu? Wie geht das rabbinische Schrifttum mit dieser Frage um?

 

_Wie sieht die Situation von engagierten Frauen heute in den jüdischen Gemeinden aus? In welchen Bereichen sind sie politisch, religiös, sozial oder pädagogisch aktiv? Welchen Status genießen sie?

 

_Wieviel Definitionsmacht üben Frauen im Judentum aus? Wieviel Einfluss können sie z.B. auf jüdische Bildungsinhalte nehmen? Wie stark äußern sie sich zu allgemeinen Themen, die sie als Frauen direkt betreffen – z.B. Humanethik, Ernährungsfragen, Eherecht.

 

_Wie stark hören jüdische Frauen auf ihre Stimmen untereinander? Welche Rolle spielen Konkurrenz und Solidarität? Wer hat die Definitionsmacht in puncto Judentum und Feminismus? Welche Dominanzstrukturen prägen das Verhältnis jüdischer Frauen zwischen Ost und West?

 

_Was bringen jüdische Frauen in die Gesellschaft ein? Inwiefern stellen die neuen politischen Bedingungen Europas jüdische Frauen vor besondere Herausforderungen? Bringen sie dabei eigene Standpunkte ein, etwa zu Fragen wie multikulturelle Gesellschaft, jüdisch-islamischer Dialog, Einwanderungspolitik.

 

_Welche Verantwortung tragen Männer bei der Mitgestaltung eines gleichberechtigten Judentums?